Olympia-Kommentar

Sport  Warum der Dopingfall Kamila Walijewa bei Olympia so entsetzt

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Dopingvergehen bei Olympia überraschen nicht mehr. Aber der Fall Walijewa sorgt für Entsetzen - weil sie noch ein Kind ist. Ein Kommentar

Peking. Es darf für Dopingsünder im Sport kein Pardon geben. Wer jedoch noch einen Funken Empathie in sich hat, wird sich bei Kamila Walijewa aber wünschen: Hoffentlich hat sie nichts davon gewusst.

Warum? Weil es das verbrecherische Treiben im Spitzensport, in dem Teile der Hauptpersonen vor keinem Mittel zur illegalen Vorteilsbeschaffung zurückschrecken, noch einmal pervertieren würde. Kamila Walijewa ist gerade mal 15 Jahre alt. Noch ist unklar, wie das Herzmittel Trimetazidin in ihren Körper gekommen ist. Hat die Eisprinzessin es bewusst eingenommen, ist sie in so jungen Jahren bereits so abgebrüht?

Oder wurde ihr etwas vorgegaukelt und quasi ein Experiment an ihr betrieben – von Trainern, Verbandsoffiziellen oder gar überehrgeizigen Eltern? War die eingenommene Menge überhaupt wirklich leistungsfördernd? All dies ist noch nicht bekannt bei der Klärung, ob die Mixed-Olympiasiegerin nächste Woche auch in der Einzelkonkurrenz starten darf.

Kamila Walijewa ist noch ein Kind

Die Sportwelt ist mittlerweile zu abgestumpft, um von einem Dopingvergehen bei Olympischen Spielen ernsthaft überrascht zu sein. Das Entsetzen in der Causa Kamila Walijewa: Sie ist ein sportliches Wunderkind, vielleicht eines Tages die beste Eiskunstläuferin der Geschichte – aber eben jetzt auch noch ein echtes Kind.

Nach all den Enthüllungen von Leichtathletin Julia Stepanowa und ihrem Mann über das staatliche Dopingprogramm ist die Erkenntnis aber auch: Man traut es russischen Trainern oder Funktionären zu, sogar Minderjährigen unerlaubte Substanzen unterzujubeln.

Bislang wurde Russlands Doping nur symbolisch bestraft

Für das Internationale Olympische Komitee bedeutet das nun, dass es sich inmitten ohnehin umstrittener Winterspiele auch noch mit der Thematik Russland und Doping befassen muss. Bisher wurde die Sportmacht für ihr systematisches Doping nur symbolisch bestraft: Indem sie nur als Russisches Olympisches Komitee (ROC) und nicht als Russland die olympische Bühne betreten darf, dort die Nationalhymne nicht gespielt wird und die Flagge eingemottet bleibt.

Unter gütiger Mithilfe des Internationalen Sportgerichtshofs übrigens: Dass der Cas die Verbannung Russlands von Olympia und Weltmeisterschaften zeitlich reduzierte, weil da eine „neue Generation an Athleten“ heranwachse, die für „sauberen Spitzensport“ steht, macht die Angelegenheit besonders makaber.

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